Nagual

Montag, 6. November 2017

Ein neues Gesicht

Gipskopf Ver. 3
... nach einigem Probieren bin ich jetzt zufrieden. Zwischenzeitlich hat sich einiges ergeben, unter anderem eine Bypass-OP in der Familie, da hatte ich ausgesprochen wenig Lust und Zeit für die Arbeit an dem Kopf. Aber dafür ist es jetzt umso sinnvoller geworden.

Aus den früheren Modellen habe ich gelernt, dass man immer übertreiben sollte. Nicht extrem natürlich, aber schon ordentlich. Sonst sieht man gelinde gesagt sehr wenig. Dicke Nase, breite Backen, große Wülste an den Augen. Dann wird es eindrücklicher.

Diesmal wird Airbrush benutzt. Die Lackierarbeiten am Auto haben mich letztlich darauf zurückgebracht. Irgendwann 2015 habe ich schon damit experimentiert, aber nicht die richtige Konsistenz gefunden. Jetzt habe ich einen etwas sinnvolleren Luftpinsel und damit versuch' ich's mal.

Das Schöne ist ja immerhin, dass man so viele Masken machen kann wie man möchte, solange man einen Eimer Latex rumstehen hat. Von daher ist das mehr eine Geduldsfrage, denn eine der Materialien. Tatsächlich hat mir das Zeichnen weitergeholfen und ich bin jetzt von der Überzeugung einer Katzen-Mensch Beziehung abgekommen - es ist eben besser eine Mensch-Katze Relation anzustreben. Im virtuellen Raum ist es einfach die Körperform zu ändern - naturgemäß ist das in der Realität nicht ganz so simpel.

Es wird also ein wenig menschlicher als früher. Nicht viel, aber immerhin. Etwa die Kinnpartie - da wollte ich früher die gesamte Maske weiter nach vorn ziehen und so das Kinn verlängern um eine dreieckige Form in der Silhouette zu erhalten, aber das hat zur Folge dass die Maske ständig rutscht, egal wie sehr man sie mit Harz verklebt. Es gibt noch einen Sack voll andere Änderungen, aber die sind nicht so dramatisch.

Die meisten Leute fragen sich ja, weshalb ein Kostüm so imposant wirkt und ein anderes eher weniger. Tatsächlich lebt so ein Kostüm weit über die Hälfte vom Gerümpel dass daran hängt. Also die eher abfällige Titulierung Gebämsel hat in diesem Fall zumindest wenig Existenzberechtigung. Wenn man sich entsprechende Referenzen anschaut, sieht man schnell was ich meine... ob im Theater oder auf Showbühnen, überall macht es die Kombination aus Sichtbarem und nicht Sichtbarem.

Für einen Darsteller eines Menschen oder menschenähnlichen Wesens ist das natürlich kein Problem. Sofern er sich nicht seiner selbst schämt, was ohnehin Blödsinn wäre, kann er seinen eigenen Körper benutzen und wickelt sich einfach in entsprechendes Ledergurtmaterial oder archaische Behänge. Das ist sogar praktisch, insbesondere in der Hitze des Sommers. Alles kein Problem.

Wirklich mies wird es als Tierwesen, weil man ja schon ein Kostüm trägt. Da liegt der Drang nahe auf weiteren  Behang und Kleidung zu verzichten. Tatsächlich muss man allerdings genau das Gegenteil tun. Die meisten Tierwesen würden ohne ihren Masken auf den Masken, den Behängen und dem Schmuck, der Taschen, Kleider und all dem Tand eher lustig aussehen.

Jetzt hat man die Wahl. Entweder versucht man zu tricksen, indem man nur einen Kopf und Handschuhe trägt, ansonsten einfache dünne Kleidung, die aber keinen Blick auf das fehlende Körperfell zulässt - oder man geht aufs Ganze. Am besten ist beides und man wechselt nach Bedarf... ganz ehrlich. Im Sommer krepiert man vor Hitze in den eng anliegenden Kostümen. Weite offene Suits sind schon die Hölle und die können sich immerhin kleine Gebläse in die Köpfe einbauen oder Kühlwesten tragen... das entfällt bei hautenger Tragweise.

Wer also nicht ständig nur im Winter spielen will, sollte einfach Abstriche machen und damit zufrieden sein. Die Leute meckern eh immer... also wirklich immer. Man kann es den Kritikern nie recht machen. Es ist einfach unmöglich. Da gibt es kein Drumherum und die einzige Möglichkeit dagegen anzukommen ist, nicht auf die Kritik einzugehen. Außer diesem Verzicht, hilft nur Aufhören.

Weil ich mit meinem Kostüm auf den CSD in München gehen will muss ich es unbedingt auf den Sommer anpassen. Und da muss ich mir noch einiges einfallen lassen... denn da trifft sich wieder das Problem mit der Darstellung, der praktikablen Umsetzung und der Wärme. Das wird also noch ein schweres Stück Arbeit, soviel ist sicher.

Na... da hab ich sicher viel zu erzählen.

In diesem Sinne, tlazocamathi oder vielen Dank - fürs Lesen :-)

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Neues von den Buya

Lange war es still hier...

Es hat einige Umbrüche gegeben im vergangenen Jahr. Ursprünglich war das Thema LARP nach einigen hitzigen Disputen und Kontroversen komplett vom Tisch. An das Märchen von der harmonischen Spielergemeinde glauben wir längst nicht mehr. Aber es wäre ja auch seltsam wenn es sich hier anders verhielte, als es sich mit der restlichen Gesellschaft verhält.
Da gibts eben immer solche - und eben solche...

Wie auch immer.
Durch meine Arbeit mit Blender im 3D-Design und meine erwachte zeichnerische Ader, kam nun auch das Thema Maskenbildnerei und Kostümbau wieder auf den Tisch. Zudem bin ich nun in der glücklichen Lage meine Buya auf virtuellem Wege zu verarbeiten. Es soll ein isometrisches Rollenspiel daraus werden und die Engine ist sogar schon derzeit im fortgeschrittenen programmatischem Stadium. Ein kleines Projekt, aber ich bin zuversichtlich. Daher auch die energische Produktivität bezüglich der 3D-Character in Blender.
... eine Buya-Leuchtflasche
Unser erster 3D Hecht... 
Natürlich gibts auch schon Personen, aber das ist alles noch a) recht frisch und b) Betriebsgeheimnis. Man schaut dem Koch ja auch nicht unbedingt auf die Finger, sondern genießt lediglich sein Essen. Aber ein bisschen vom Kon­zep­ti­o­nie­ren kann ich ja zeigen...

Am Anfang steht wie immer eine Zeichnung und die braucht nicht sonderlich detailreich ausfallen, es ist mehr eine Gedankenstütze für die Arbeit in Blender. Es geht eben um die Charakterzüge. Soll es ein stämmiger Krieger sein, oder ein zierlicher Jäger. Ein Mann, eine Frau, ein Kind... etc.
So entwickelt sich langsam ein Character. Das dauert seine Zeit und man verwirft viele Ideen wieder, kramt alte hervor und setzt sie fort. Das ist im Grunde der identische Prozess, wie man ihn vom Arbeiten in der "realen" Welt kennt und tatsächlich hat das Sculpten in Blender viel vom echten Arbeiten mit Ton.
Mittlerweile habe ich mich fast ausschließlich auf Blender verlegt, als Freelancer der auf spannende Aufträge hofft und noch viel lernen möchte. Es wächst langsam, aber stetig.


Zeichnerisch bin ich nunmehr bei Bildergeschichten angelangt. Eine Expeditionsgeschichte im Stil von "Professor Challenger" des guten alten Arthur Conan Doyle ist auch darunter. Es wird alles mit jedem Mal schöner, besser, exakter... ich bin zufrieden. Solange ich Fortschritte erkenne, bin ich es.

Tja und nun sind wir wieder auf den LARP-Trichter gekommen.

Ich saß bis eben am Tonmodell meiner Nagual 3.0 Maske. Die 2.x Versionen kann man sich getrost wegdenken. Ich habe in der Zwischenzeit einige Anläufe gemacht, aber tatsächlich waren es nur zwei einigermaßen ernst gemeinte Versuche. Der Rest landete im Müll.

Diesesmal orientiere ich mich mehr an bestehenden Masken und mache es wie in Blender, quasi analaog dazu, und benutze die selben Vorlagen und Inspirationen.

Skal und ich haben lange darüber beratschlagt wie wir mit dem LARP nun weiter verfahren. Letztlich blieb der Konsens, dass es nicht angehen kann, wenn wir nach all den Mühen komplett damit aufhören. Dafür hat uns das Spiel zu viel Freude bereitet und wir haben uns auch in die Charaktere verschossen - soviel steht fest.
Wirklich dramatisch wurde diese Erkenntnis letztlich durch eine DSA-Gruppe die ich als Meister leitete, in der allerdings durch einen nihilistischen Störenfried leider kein Blumentopf zu gewinnen war. Ich schrieb es also in ein Soloabanteuer um und so hatten wir letztlich auch zu zweit Spaß... eine schöne Geschichte, wie ich finde, ich schreibe derzeit eine Novelle mit der Story als Vorlage. Mit sprechenden Welsen, einem Höhlenwurm, einem verknöcherten Kapitän und diversen Hexen, Riesen und natürlich rettet man die Welt... wie soll es auch anders sein.

Die Buya ruhten bislang. 
Seitdem sie in ein Computerspiel sollen, leben sie natürlich wieder auf. Musik, Sprache, Tanz und Geschichte. Da habe ich viel zu tun, aber zum Glück dauert es ja auch eine kleine Ewigkeit, bis überhaupt mal etwas wie ein Prototyp fertig ist. Genug Zeit für mich um alles auszuarbeiten. Ach ja, >> Nein, es wird kein Storytelling-Wunder aus dem Automaten, sondern ein echtes kleines Action-RPG im Stil von Planescape Torment, nur schlanker.<<
Es soll außerdem als begleitende Arbeit für ein Studium dienen... quasi als Gesellenstück.

Aber um uns auf unsere Arbeit einzustellen und inspirieren zu lassen, erscheint uns das Kostümbauen als sehr trefflich. Da hat man mal was echtes in Händen.
Skal möchte sein Kostüm runderneuern. Das ausfallende Fell im Innenbereich macht ihm Sorgen und ist außerdem sehr unangenehm zu tragen. Wir müssen dass erst lösen, ehe der komplette Anzug in Betracht kommt. 

Ich bin ja in der Entwicklungsphase des zweiten Anzugs steckengeblieben. Eigentlich eine ganz gute Sache, so muss ich keinen Stoff oder Fell kaufen um wieder anzufangen - ist ja alles noch da. Aber das Konzept revidiere ich dann doch. Derzeit schaue ich mir alles noch einmal an und bin drauf und dran es zu einem 'Zweiteiler' umzuarbeiten. Allein der Bewegungsfreiheit halber.

Außerdem wollen wir auch sommertaugliche Versionen haben, welche im Grunde daraus bestehen, dass man nur Schweif, Maske und Handschuhe trägt. Denn im Sommer krepiert man in den Kostümen, da sie ja hauteng sind, vor Hitze. In Fursuits kann man wenigstens irgendwo in Gebläse einbauen, aber in so einem Ganzkörpersocken ist es die Hölle auf Erden.
Über den Rest kommt luftige Kleidung... dann sollte es erträglicher werden. Angenehm sind Masken und Handschuhe eh nie. Komfort sucht man vergeblich - Tierwesen handeln aus leiden-schaft, wobei das Leiden wörtlich zu verstehen ist.

Das brachte uns dann zur Neubewertung.
Frei nach dem Motto: Weshalb einen Buya haben, wenn man zwei haben kann?
Skal meinte letzthin wie niedlich er Nagual finde und wie herrlich man damit die Menschen anspielen kann, wie schön man gesehen habe wie gut man zurückspielen kann, als Buya. Das hat ihn dann überzeugt, auch einen Buya zu machen. Nun steht also der Plan. Es soll einen "Xetaul" geben, Naguals vermeintlich der Sonne geopferter Gefährte, ein Buya mit schwarzem Fell. Aus Jux üben wir schon den ulkigen Akzent den ich Nagual gab. Er soll noch etwas verfeinert werden. 

Wir werden diesmal wieder viel selbst machen. Aufrgund der neuen Umstände komme ich vermutlich nicht dazu alles haarklein zu schildern, aber ab und an, damit man auf dem Laufenden bleibt. Außerdem komme ich so immer auf gute Ideen. Immer dann, wenn ich ratlos vor der Nähmaschine saß, half es mir, hier etwas zu schreiben. Da kommt einem meist eine gute Lösung in den Sinn, wenn man gezwungen wird alles noch einmal zu betrachten.

Wie "üblich" beginne ich am Kopf, sprich der Maske. Wenn ich mit ihr zufrieden bin, startet der Anzug wieder. Das passt auch in den Zeitplan. Denn vor Dezember habe ich für Näharbeiten wenig Zeit. 

... schaun wir mal was daraus wird. 😼

Mittwoch, 9. November 2016

Warum die Pirahã gute Buya wären

In den letzten Wochen befasste ich mich fast ausschließlich mit geistigen Werkzeugen und Materialien. Deshalb gibt es nichts "greifbares" zu berichten. Dafür jedoch eine neue Erkenntnis, die mir bei der Ausformung der Buya-Sprache und ihrer Kultur sehr weitergeholfen hat.


Über die Entstehung der menschlichen Sprache und ihrer Formen gibt es zahllose Theorien. Wie in allen Bereichen der Wissenschaft halten sich auch hier viele Ansichten hartnäckig, die man nur schwer verifizieren oder falsifizieren kann. Dadurch sind sie zwar nicht glaubhafter, aber sie gelten dennoch landläufig als allgemein anerkannt.

Wer sich mit indigenen Völkern beschäftigt, erfährt zwangsläufig etwas über sich selbst. Die Sprachen der Ureinwohner Nordamerikas sind gute Beispiele für die Komplexität und Vielfalt, die aus wenigen Ursprüngen entsteht.

Lange Zeit vernachlässigte man diesbezüglich leider die Erforschung noch lebendiger Völker, wie sie in den tiefen Urwäldern Amazoniens vorkommen. Nicht nur Holzfäller und Goldsucher bedrohen und bestehlen diese Völker, auch unvermeidbarer Kontakt zur "zivilisierten" Welt verfälschen durch ihre Einflüsse die Lebensweise jener indigenen Völker.

Erst jüngst, seit etwa 6 Jahren, wird das Interesse tatsächlich größer und die Ergebnisse werden kontrovers diskutiert. In der Sprachwissenschaft ist das Auftreten einer Sprache, wie der der Pirahã, ein aufrüttelndes Ereignis wie die Quantentheorie in der klassischen Physik.

2008 veröffentlichte der Autor Daniel Everettsein Buch "Das glücklichste Volk der Welt", was durchaus kritisch betrachtet werden sollte. Jedoch bietet es einen Erstaunlichen Einblick in diese Welt. Auch wenn der Autor nicht als unvoreingenommen gelten kann.
  • Die Sprache der Pirahã beinhaltet demnach keine Möglichkeit der Rekursion. 
  • Es gäbe nur zwei Zahlworte ("wenige" und "viele"). 
  • Es fehle jede Vergangenheits- und Zukunftsform - es existiere nur die Gegenwartsform


Rekursion?
Von was redet der Mann, bitteschön?
Nicht ohne Grund habe ich für die Buya das Sierpinski-Dreieck als Titelbildnis des Sammelwerks gewählt. Wenn es etwas gibt, dass Buya lieben, dann komplexe Zusammenhänge die in die Unendlichkeit führen... also eigentlich nichts anderes als ein klassisches Fraktal. In jedem Schritt erzeugen sich Einzelteile, die exakte Duplikate des vormals größeren Teiles sind. Sowas lässt sich mathematisch glänzend ausdrücken und findet, einmal begonnen, kein Ende. Herrliche Sinnbilder entstehen dadurch - ein Mystizismus der Zahlen...
Und dass... ist Rekursion. (Salopp gesprochen)

In der Sprache sind das Konstruktionen wie: "Lesen Sie diesen Satz nicht!" - oder - "Wird mit jeder Wiederholung länger' wird mit jeder Wiederholung länger."
 Im eigentlichen Sinn gebraucht man dies aber in den üblichen verschachtelten Sätzen, die wir alle so lieben und tagtäglich verwenden. Unsere Sprache(n) sind nun einmal rekursiv aufgebaut.

Das alleine wäre schon eine Sensation für die Linguistik, wenn da nicht noch mehr wäre.

Eine Sprache ohne Zahlworte, ohne Verwandtschaftsgrade, ohne Zukunft und Vergangenheit.Undenkbar nach der allgemein anerkannten Theorie des Aufbaus gültiger menschlicher Sprache.


Eines meiner größten Probleme als Schöpfer eines Katzenvolks war immer die Sprache und das Weltbild. Ich wollte nie irgendetwas zusammengewürfeltes oder infantiles benutzen. In der Gegend herum zu stolzieren und "miaumiau miau" zu machen, entspricht nicht meiner Vorgabe.
Sprache definiert das Selbst. Sie ist Ausdruck der Welt in der das Volk lebt und existiert. Ich zerbreche mir teils stundenlang das Hirn über solch vermeintliche Kleinigkeiten wie etwa Ausdrucksformen von Verwandtschaften, Zahlenmengen und Zeitformen.

Die Systematik der Maya-Dialekte hilft da etwas, denn hier sind Kombinationen das kleinste Problem. Dafür benötigt man dann aber gewisse Regeln, die die Aussprache definieren und das macht es umso dramatischer, wenn man einen Fehler begeht. Sofort sind alle Überlegungen obsolet geworden und das Kartenhaus der vormals "guten Idee" bricht in sich zusammen.

Wenn es aber funktionierende soziale Strukturen in der "echten" menschlichen Welt gibt, die mit weit weniger auskommen als die Buya, dann ist demzufolge meine Überlegung generell nicht falsch, sondern sogar überdurchschnittlich erfolgversprechend korrekt gewählt.
In der echten Welt existiert auch jene ungezwungene Glückseligkeit, die als angestrebtes Optimum betrachtet wird. Ein Zustand der Sorglosigkeit, da es nichts zum darum sorgen gibt. Harmonie aus der Einfalt, die nicht bedingt ist, sondern erwählt. Faszinierend, diese Beschränkung, aus unserer Sicht heraus, in einer Welt, die nur Wachstum und Überfluss kennt.

Im Grunde baue ich das Haus vom Dachstuhl abwärts auf.
Zuerst war der Buya und dann die Welt... wer hätte auch ahnen können, dass aus einer spontanen Affinität zum LARP eine Fantasiewelt entsteht, die mir nunmehr zum Universum heranwächst und überall neue Knospen ausbildet.
Mittlerweile messe ich dem Konstrukt großen Wert bei. Es bietet dieses faszinierende Gefühl eines leeren Blattes, dass nur auf die Füllung wartet. Im schlimmsten Fall wird es zum Strichmännchen, im besten denkbaren Fall, wird es ein Meisterwerk... vermutlich aber irgendwo dazwischen.

Mir wurde innig geraten und mit Nachdruck beteuert ich solle an den Buya festhalten und mein Augenmerk darauf legen - dem leiste ich jetzt Folge. Die Romanfassung wächst, wenn auch schmerzhaft langsam und teils Satz für Satz.

Diese Erkenntnis über die Pirahã hat mir insofern geholfen, dass ich zum einen Sicherheit gewonnen habe, dass auf Erden mehr möglich ist, als uns der Augenschein vermittelt; zum anderen, dass ich ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit gefunden habe, da die Pirahã ähnlich zufrieden und glücklich leben, wie ich es meinen Buya angedacht habe.


Mittwoch, 12. Oktober 2016

Kodize

Die Schrift der Buya ist bemerkenswert.
Zum einen vermittelt sie den Eindruck kindlicher Beschränktheit, aufgrund ihrer fast dümmlich anmutenden Stilistik, zum anderen jedoch lässt sie den
Ethymologen erschauern und verzweifeln, durchdringt er erst die Dynamik und Bedeutung jedes einzelnen Pinselstriches.
(A. Tjendann, Lübeck,  a.d. 1831)

Kalender-Kodize. Links: Huldigung des Gottes "Al", Rechts: Gott "Ku'ah" & "Algum-Ah"
Ja, die Sprache der Buya ist wirklich zum verzweifeln.
Derzeit beschäftige ich mich mit der rudimentären Harmonik dieses Urwalds an Lauten.
Immerhin bekomme ich langsam ein System in das Ganze hinein. Da ist das Anfertigen eines der Kodizes noch die leichteste Aufgabe.

Tatsächlich kann man den Text den ich dort auftrage wirklich lesen.
Getreu meinem Motto: Jedes Ding soll seinen nachvollziehbaren Sinn haben.
Es handelt sich um die selbe Inschrift wie auf Naguals Geburtsstein... also der Spruch mit dem diese Schnapsidee der Buyasprache ihren Ursprung fand. Buya lesen bei rituelle Texten jede Kartusche von oben nach unten und in der Reihe von links nach rechts. Die erste bunte Kartusche bedeutet sinngemäß "Es geschah". Wer Mayasprachen kennt, weiß sicher wo ich das Symbol mit dem Fisch "geklaut" habe... die weniger wichtigen Texte sind nicht koloriert und man liest sie einfach von oben nach unten.

In diesem Exemplar der zig Kodizes geht es um den Kalender, an dem ich auch noch ab und an herum rechne.

Ich möchte hier grundlegende Systematiken niederschreiben die Nagual bei Gelegenheit rezitieren kann. Sei es die Zeitrechnung, Begehung diverser Feiertage, Orakelsprüche oder einfach nur Mythen seiner Heimatwelt.

Es wächst langsam, aber es wächst.
Derzeit schreibe ich noch auf Papyrus. Ich wollte demnächst mal "Amatl" ausprobieren, also DAS Azteken-Papier was man so kennt... wenn man es denn kennt. Es wird aus gestampfter Baumrinde einer Feigenart hergestellt und mit Zitrussäure gebleicht.

Irgendwie finde ich es niedlich, wenn Nagual den Ungläubigen und dennoch Interessierten etwas "vorlesen" kann. So kann der Kater auch mal den Klugscheißer heraushängen lassen... nicht dass er einem ohnehin schon auf den Senkel geht mit seiner Schwatzhaftigkeit.,

In diesem Sinne:
Tika! Buya a qui. Nagual lauqui teugu. Rau ru-qui lubeu Al.

Leuchtstein

Noch immer experimentiere ich mit diversen Sachen um Licht ins Dunkel zu bringen.

Ja, mit dem Licht ist das so eine Krux.
Einerseits wünscht man sich stimmungsvolles Licht. Kerzenschein, Fackeln und Laternen. Andererseits hat man ungern etwas brennendes in der Hand, wenn man in einem Kostüm steckt dass beim ersten heißen Gedanken bereits Feuer fängt und man auf unangenehme Weise damit verschmilzt.

Zudem suche ich eine Verwendung für buyaische Mythen und Legenden, die in meinem Gehirn gären. Steine die Leuchten, Fische die sprechen, und irgendwo müssen die Insekten herkommen.
Die Schaumstoffidee sieht irgendwie ulkig aus - erfüllt aber nur mäßig ihren Zweck.

a) ist das Ding nicht sonderlich hell
(obwohl das Rücklicht meines Mountainbikes darin steckt und das ist blendend hell)
b) sieht es noch immer nach Schaumstoff aus
c) klebt das Ding... ich weiß nicht weshalb, aber es ist noch immer klebrig.
So sammelt es allen Staub und Haare an die in der Gegend herum fliegen. Und wer ein Wolfswesen als Kumpel hat, der weiß, Haare sind in Mengen vorhanden.

Wer möchte kann es selbst ausprobieren und sein Glück versuchen.
Man schneidet einen Klumpen Schaumstoff aus einer Matratze oder ähnlichem und macht mit der Schere kleine Wölbungen rein. Am einfachsten geht es wenn man den Klumpen mit zwei Fingern zusammen drückt, so dass ein erhabener Hügel entsteht und denselben schneidet man dann mit der Schere glatt ab... bemalt wird das Ganze einfach mit Latex und oder Lack... habe beides probiert, liefert in etwa identische Ergebnisse. 

Die nächste Idee die ich habe ist Kunstharz.
Zwar wollte ich Gewicht einsparen, da ich ohnehin schon soviel Kleinkram in Naguals Tasche habe, aber ich werde wohl nicht um diese Belastung herum kommen... besser als offenes Feuer ist es allemal.

... dies hier nur als "Einwurf" :-)

Hausschuhe aus Fleece und Leder

Der Winter kommt und die Füße werden kalt...

Dieses Gerät sollte Abhilfe schaffen
Kaum hat man seine erste Grippe halbwegs überstanden, fällt der erste Schnee und einen Weihnachtsbaum muss man auch noch erstehen... nie hat man Zeit für sich.
Diese Situation spitzt sich dramatisch zu, wenn auch noch Kälte am Fuß ins Spiel kommt.
Meine weibliche Leserschaft, so vorhanden, wir mir hier vermutlich energisch zustimmen.

Während ich in meinem Siechtum verging und eine Packung Taschentücher nach der anderen ihrem angedachten Verwendungszweck gemäß nutzte und somit entleerte, kam mir der glorreiche Gedanke für die Familienmitglieder Hausschuhe zu nähen. Somit umging ich die vernichtende Langeweile und lenkte mich von der Krankheit ab. Ich läute derzeit die dritte Krankheitswoche ein und es ist immer noch nicht ganz verschwunden - aber immerhin ist die Kraft in den Händen zurück und ich kann wieder Leder nähen.

Material
Die Dinger bestehen im wesentlichen aus Polarfleece. Das Zeug hatte ich noch hier herum liegen. Wer meine Aktivität in Sachen Schuhe bereits verfolgt hat, weiß, dass ich aus diesem Stoff das Futter meiner Stiefel für Nagual gemacht habe. Davon war noch einiges übrig. Der laufende Meter kostet derzeit etwa 6 Euro. Es ist also recht günstig.
Es ist ausgesprochen warm - also übertreibt es nicht mit den Lagen. Zwei Lagen Stoff sind mehr als genug, außer ihr plant eine Reise in die Arktis. Maßlos wie ich nun einmal bin, habe ich meine Version zusätzlich noch mit Füllwatte ausgestopft... als wäre es nicht schon wärmend genug.

Zuschnitt
Angezeichnete Einzelteile
Zum Anzeichnen und Ausschneiden habe ich mir, wie so oft, eine Schablone angefertigt. Auf die übliche Weise. Sprich: Klarsichtfolie über das Objekt, Panzerband drüber geklebt, abgenommen, ausgeschnitten, fertig ist das Schnittmuster.
Beim Anzeichnen sollte man sich konzentrieren. Sonst macht man nur rechte oder nur linke Schuhe... wobei die Dinger so flexibel sind, dass es vermutlich nicht viel ausmachen würde.
Einzelteile der Schuhoberseite

Die Einzelteile sehen dann so aus.

Für ein Paar Schuhe sind es also acht (8) Stückchen.

Diese werden dann mittig und an der Außenkante zusammen genäht. So erhält man eine Art Schlauch, den man nach Wunsch mit Füllung füllen kann.


Nach einigem Nachdenken kam ich auf diese Konstruktion. Sie ist vielleicht nicht die beste Lösung, aber immerhin vermochte ich so auch noch das letzte Stückchen Reststoff zu verwenden.

Nähen
Wie gesagt näht man an den Außenkanten und dem Mittelteil beider Stücke, also Innenstück wie Außenstück. Nur hinten, wo einmal die Ferse ihren Platz findet, lässt man vorerst noch offen, um von dort die Füllung einzubringen. Ansonsten macht man es rundherum zu.

Man achte aber tunlichst darauf sich bei den Kanten die man aneinander näht nicht zu vertun.

Wie üblich ist mir nämlich genau das passiert und ich konnte eine Stunde mit dem Nahtauftrenner alles feinsäuberlich wieder öffnen.

Letztlich ging es dann aber flott und die Oberteile waren fertig.

Im übrigen solltet ihr für diesen Stoff die richtige Nadel wählen. Ich hatte erst viel zu spät gemerkt dass ich mit einer 70er Nadel unterwegs war... gönnt Eurer Maschine also lieber sofort eine 90er oder 100er. Damit sie und ihr nicht streikt.

Das mehr oder minder kolossale Endergebnis sieht man auf dem letzten Bild hier rechts. So ein Paar Leisten ist schon praktisch.

Aber ich denke ein simpler stilisierter Fußklumpen aus Panzerband tut es genauso.
Es wird ja schließlich kein Maßschuh.

Die Sohle
 Die Sohle soll später grob gesteppt sein und auch aus zwei Lagen Stoff bestehen. Also schneidet man vier (4) solcher Stücke aus. Zwei rechte, zwei linke Teile.
Zu bedenken bei der Größenwahl ist, dass solche Hausschuhe gerne etwas größer sein dürfen. Ersten schwitzt man sich dann nicht halb tot, was mir persönlich nichts ausmacht, ganz im Gegenteil... zweitens kommt man viel zu schwer hinein bzw. heraus.


Zur Sohle gehört auch der Besatz derselben.

Man möchte ja auch mal in die Küche rennen um sich einen Tee zu machen. Auf dem Weg dorthin und auf dem glatten Boden der Küche möchte man naturgemäß stehenbleiben und nicht herum rutschen wie das sprichwörtliche Stück Butter in der Pfanne.

Abhilfe schaffen hier Besätze aus Ziegenleder am Fersenteil und am Fußballen.

Zur besseren Stoßdämpfung habe ich einfach aus einigen Resten des Lodenstoffs je zwei kleine Polster ausgeschnitten und mit darunter genäht. Dankenswerterweise lässt sich Ziegenleder sehr gut nähen und man muss nicht zwingend Löcher vorstechen.

 Mit etwas Fingerspitzengefühl und dem Vertrauen auf einigermaßen gutes Augenmaß näht man dann die fertige Sohle an den Oberschuh... einfach an der Kante im Schlingstich entlang.

Hier muss man aber mit einer Ahle vorstechen, denn der Stoff, in vier Lagen, ist mörderisch und es braucht direkt Kraft zum Stechen.

Hat man es dann vollbracht, fehlt noch ein Stück für die Rückseite, was nicht anderes ist als ein rechteckiges Stoffstück, welches, wie ein Kissen, hinten angenäht wird. Es bildet den Abschluß des Schuhs.


Damit es hübscher wird, kam noch eine schnell gestickte Markierung drauf, für welche Seite der Schuh gedacht ist.

Ich arbeite derzeit noch am Linken.

Wenn man für alle in der Familie welche machen will sitzt man schon ne Weile dran, dafür sind sie von Hand gemacht und definitiv einzigartig...

Da sieht man mal wieder was einem Krankheiten bescheren können.

In diesem Sinne,
viel Freude am Erschaffen

Donnerstag, 29. September 2016

Wenn der Buya zweimal klingelt...


Vom Wohl und Wehe eines Buya.

Lange war es still um Nagual und um mich, der ich ihn hüte.
Er ist mir über die Monate arg auf den Nerv gefallen. Überall lag er herum und setzte Staub an. Ich war zeitweilig kurz davor ihn der Unendlichkeit zu überantworten, oder ihn zumindest an einen Kindergarten zu spenden, als Spielzeug. Da schoben sich die dunklen Wolken auseinander und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Ein Hoffnungsschimmer war da... Ende September würde es doch noch etwas werden, mit einer Con. Wie groß war da die Freude!
Glaubt es oder lasst es bleiben - aber es gibt noch Herzlichkeit auf dieser Welt... ein Dank an die edle Spenderin, die nunmehr einen besonders bedankten Platz in meinem Herzen einnimmt.


Mit neuem Elan ging ich sodann an die Arbeit und machte mich daran etwas zu improvisieren. Schließlich wollte ich nicht komplett im alten Gewandt aufkreuzen - soviel ist man der Öffentlichkeit schuldig - und so begann ich die alte/neue Maske Naguals auf das alte Kostüm zu ändern.

Einmal geweckt, entsprossen diesem Elan neuerliche Ideen.
Da wuchs ein buyaisches Amulett, eine rituelle Friedenspreife und so manches Kleidungsstück aus meinen Händen. Fast wäre ich mit einem der Kodizes fertig geworden... Frohsinn ist ein wahrer Motor für die Kreativität.

Letztlich war alles genäht, gepackt und geliehen. Zelt, Auto, Kostüm. Alles top fit - nur ich nicht.
Bereits vor einer Woche drückte mir der Kopf, dann der Hals, dann der Schuh und es ging täglich bergab. Hausmittel, Doktoren und Hausmannsvoodoo halfen nichts. Die Grippe erfasste mich und sie hat mich noch immer in ihren Fängen... ausgerechnet jetzt, ausgerechnet nachdem alle Hindernisse überwunden schienen. 
Und da war alles für die Katz *miau*.

Nun ja, natürlich nicht alles, aber es schmerzt dann doch kurz vor der Ziellinie aufgeben zu müssen.
Damit ich nicht vollends im Trübsal versinke, habe ich meine Arbeiten dokumentiert soweit es mir mein geschundenes Immunsystem verzeiht. Das Schreiben lenkt angenehm ab von den Fieberschmerzen.

... ich wünsche den Lieben auf Solonia schönes Wetter und viel Freude bei ihrer Con.
Ich hoffe das 2017 ein Glücksjahr wird, in dem Skal und Nagual wieder bei Euch sein können.



Und was ist wenn es regnet ...?
Dann werden wir naß. Klingt komisch, ist aber so.

Der ärgste Feind des Laiendarstellers ist, neben hartnäckigen Alltagsphrasen wie "super" und "hi", das Wetter. Letzteres hat die unangenehme Eigenschaft sich nicht darum zu kümmern wie man sich seine Con vorstellt. Deshalb sollte man sich wappnen. Als Tierwesen, in dickem saugfähigen Fell, ist das umso wichtiger. Da schleppt man schnell zehn Kilo Wasser mit sich herum und friert im heißen Sommer wie ein Schneider.

Zu meiner Schande habe ich diese Wettereskapaden erst viel später bedacht.
Tatsächlich hatten Skal und ich einfach nur mörderisches Glück mit dem Wetter.
Hätte es auch nur leicht geregnet, wäre es ein ziemlich langweiliger Aufenthalt geworden.

Zwar hatte ich Nagual einen Lodenumhang genäht, sogar mit hübschen Röckchen, aber Skal besaß nur eine simple Kutte aus schnell genähtem Leinenstoff. Also praktisch nichts. Noch weniger als ich.
Immerhin hat Naguals Poncho eine Kapuze - sogar mit Taschen für die Ohren.

Skals Regenschutz-Haube
So Nähte ich ihm diese formschöne Haube.
Als regendichtes Inneres schlachtete ich einen alten militär Poncho der Amis und nutzte die Plastikplane als "Futter". Das Zeug nennt sich "Ripstop", ist eigentlich nichts anderes als ordinäre Nylonfaser in die längs und quer stabile Fäden eingelassen sind, die verhindern dass ein Loch sich vergrößert... also nichts besonderes. Die Dinger gibt es für 5 Euro gebraucht zu kaufen, stinken dann aber meist nach US Army Imprägniere. Also vorher mit Seife schrubben.

Zusammen mit dem Rest roten Leinenstoff von seiner Mütze wurde daraus diese Haube. Man beachte die Ohrlöcher. Kordelzug und Knopf runden das ganze ab.
Meditatives Handnähen hat leider auch nicht zu meiner Genesung beigetragen - dafür sieht es schön aus.

Das Dingens besteht im Wesentlichen aus zwei Hälften, die man ganz simpel an der Außenkontur zusammennäht, dass es eine unsichtbare Naht wird.
Die Futterstücke genauso - wobei es da auch ein großes Stück getan hätte. Am meisten Arbeit hatte ich noch mit der Stirn- bzw. Gesichtsöffnung. Nach vielem hin und her hab ich es einfach zweimal nach innen umgeschlagen und die Kante mit einem Schlingstich umnäht.

Ich improvisiere sowas viel zu sehr als dass ich es plane. Sieht man auch an der Naht innen. Jetzt wo ich ja Zeit habe (*grm*) kann ich ja alles ordentlich versäubern.

 In weiser Voraussicht habe ich damals einige hübsche Standardknöpfe gekauft, sonst säße ich jetzt blöd da. Er ist zwar nicht aus Hirschhorn und von Hand geschnitzt, aber sieht nett aus.


Dazu passte dann, dass ich den Rest des Poncho in den Leinenstoffumhang eingenäht habe. So raschelt es zwar etwas "ungebührlich" aber man bleibt trocken und das ist in einem Fellkostüm das Wichtigste.



Naguals Übergangsmaske


Da steht man dann und hat die alte Maske in der Hand, fragt sich ob man sie benutzen soll, oder doch eine neue machen sollte.

Zu meinem Glück fand sich noch Stück des alten kastanienbraunen Fells im Lagerraum, dass gerade so eben noch für die Umhüllung des Kopfes ausreichen würde

Die Ohren wurden diesmal mit Langhaarfell befellt. Die "Innenseite" der Ohren mit schwarzer "Haut" aus Latex bepinselt. Der Kern ist wieder aus Schaumstoff. Das Prinzip hat sich derart bewährt, dass ich es beibehielt.

Die Ohren stehen diesmal auch sinnvoller, sprich: Leicht nach außen geneigt und in einem gedachten Dreieck zwischen Nase und Ohrspitzen. Die alte Maske wirkte aufgrund der flachen Ohrstellung eher platt.

Bei der alten Maske hatte ich "g"-Saiten einer Konzertgitarre als Schnurrhaare genutzt - die waren viel zu dick.
Die neue (Übergangs-)Maske hat "b"-Saiten bekommen, ich glaube jedoch dass die Maske für das 2.0 Kostüm besser mit den dünnsten "e"-Saiten ausgestattet wäre... diese wirken noch immer leicht zu dick.

Tasthaare an der Wange
Die Haare machen viel aus.

Bevor ich sie gesetzt hatte, erinnerte die Maske an einen kleinen Teddybär. Selbstredend bin ich mit der äußerlichen Form Naguals noch immer nicht zufrieden...

Die Haare schneidet man eigentlich nur auf Länge und färbt sie mit Haushaltslack erst weiß, dann an der Basis schwarz ein.

Tasthaare über den Augenbrauen
Die Löcher werden dann ins Latex mit einer Nadel vorgestochen und die "Haare" eingeschoben. Dort fixiert man sie am ehesten mit einem Tropfen Latexmilch.

Auf dem glatten Nylon der Gitarrensaiten haftet die Farbe oft nur schlecht, da nutzt die beste Grundierung wenig. Zwar raue ich sie vorher mit 200er Schleifpapier an, aber die Farbe gleitet dennoch ab und an vom Haar, wie man an der Basis sieht - die unsauberen schwarzen Knubbel da.

Das liegt auch an der Geduld bzw. der Zeit die man zur Verfügung hat.
Hat der Acryllack ordentlich ausgehärtet, hält er meistens auch - höchstens er blättert ganz ab.
Aber für die Con musste es schnell gehen, daher diese Matscherei am Ende.

Vorteil dieser Konstruktion ist es, dass es keine Schließe im Nacken braucht. Man stülpt sie sich einfach wie eine Ski-Maske über. Geht etwas zu Lasten der Stoffnähte die im Latex greifen. Ich habe dazu extra eine Wulst aus Latex am Rand der Maske gepinselt. Aber ewig hält das auch nicht. Es wäre sicher sinnvoller ein Verstärkungsband anzubringen, zumindest auf Dauer.

... wie gern hätte ich diese Maske getragen... es ärgert mich dann doch ziemlich.

Glück durch das Sonnenamulett

Schmuck und Klump braucht ja jeder.
Und wenn es nur ist um vom baulichen Mangel des Kostüms abzulenken.

Zu diesem Zweck entwarf ich kurzerhand dieses Ding.

Eigentlich improvisierte ich nur schnell etwas aus einem Lederrest und drei Federn die mir vor die Füße flogen.

Ein bisschen Farbe drauf und peng hat man einen Glücksbringer a la Buya.

Da ich mir keine Sorgen um Feinschliff machen muss, da Nagual das Gerümpel ja auf Reisen von Hand anfertigt und ich so nicht aus der Rolle falle wenn es "krude" aussieht, konnte es ruhig etwas derb ausfallen.

Er kann eben besser Nähen als Schmuck herstellen, der Buya.

Das Lederstück ist simples Hirschleder, dass ich noch von meinen Schuhen über hatte. Man zieht es einfach stramm und näht dann mit Garn an der Kante entlang, bis alles straff sitzt. Das Ding spannt sich förmlich selbst, wenn man eine linke und eine rechte Schwungfeder außen benutzt. Dann ergänzen sich die natürlichen Wölbungen ideal.

Ein Pfeifchen am Abend...

... wie alle Buya hat er eine rituelle Rauchpfeife, aber er hasst das Ding mehr als Bergbauminen und Beinkleider zusammen. Es stinkt, kratzt im Hals und schmeckt fürchterlich.. aber es verlangt der Brauch. (Rauchen gefährdet die Gesundheit ihres Buya!)

Ursprünglich wollte ich so ein Ding kaufen - aber schaut Euch mal die Preise für sowas an.
Außerdem sieht das alles zu makellos aus und wirklich echt echt funktionieren muss sie ja nicht. Es langt wenn man kurz mal eben dran paffen kann, zur Show.

Also habe ich kurzerhand im Keller meine alten Holzvorräte durchstöbert, die noch vom letzten Survival-Kurs über waren und da fanden sich zwei olle durchgetrocknete Holunderstäbe.

Holunder ist nun nicht das beste Holz für sowas. Es ist weich und hat keinen wirklichen Kern. Man kann bestenfalls Flöten zum musizieren daraus schnitzen... aber das soll mich ja nicht kratzen.
Dafür ist die raue Rinde des Holzes schön anzusehen. Einige Menschen reagieren auf den Saft des Holzes allergisch, also seid vorsichtig wenn ihr so einen Stab frisch geschnitten in den Mund nehmt. Nachdem es durch und durch getrocknet ist, verfliegt die Wirkung allerdings. Wer 100% sicher sein will, erhitzt das holz im Backofen auf über 80°C. Aber dabei springt es manchmal wenn noch Restfeuchte darin war... wie auch immer.

Während ich dabei war die Details der Pfeife auszuarbeiten, wurde ich so sehr krank dass ich nicht mehr gerade stehen konnte.

Daher ist sie auch nicht fertig und nur im Rohbau zu sehen.

Das Holz lässt sich mittels altem Messer und Hammer kinderleicht spalten und dann aushöhlen. Danach klebt man es jux wieder mit Leim zusammen. Es muss ja nicht wirklich dem heißen Rauch ewiglich standhalten. Ein Pfeifenbauer rennt bei der Bauanleitung vermutlich schreiend in den Wald... also bitte nichts darin oder damit rauchen. Sonst vergiftet ihr Euch noch am PE-Leim. Mag seinen Zweck erfüllen, aber die Erfüllung stelle ich mir anders vor. Die Schnürung ist eine ganz simple Laschenschnürung, unterstützt mit etwas Kunstharz, was mir das echte Baumharz ersetzen soll. Meine dreiminütige Studie im Internet brachte mir diese Form zu Tage.


Außer Spesen nichts gewesen?... nein, beim besten Willen nicht.

Durch diese Arbeiten ist mir wieder bewusst geworden was ich einmal am Kostümbau gefunden habe und wie viel Freude es mir bereitet hat. Es hat gut getan Nagual wiederzusehen.
Und irgendwie habe ich die Vorstellung genossen "er" zu sein.

Ich denke jetzt freier. Die Auszeit hat mir gut getan.
Nächstes Jahr ist auch noch Zeit und wenn ich jetzt ordentlich wirtschafte und plane, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sich für Nagual und mich nicht eine Tür öffnet.

Vielleicht ist die Welt nicht freundlicher geworden - aber die Gewissheit Freundlichkeit finden zu können, hat erhebende Wirkung und schenkt Hoffnung.

Und das ist es doch was letztlich am Rande der Büchse von Pandora kleben blieb: Die Hoffnung.

In diesem Sinne, wünsche ich dem geneigten Leser eine frohe Zeit und frohes Schaffen.
Grüße, Michael alias Nagual